Die moderne Hexenjagd auf Raucher

Offensichtlich braucht jede Gesellschaft ihre Feindbilder und Buhmänner, an denen sie ihre Aggressionen abreagieren kann. Diese Attitüde hat die Auswirkung, dass man sich gegen definierte Außenseiter richtet und die Aggressionen innerhalb der großen Gemeinschaft verringert werden, da es ein Ventil gibt.

Im Lauf der Jahrhunderte wurde diese Rolle immer wieder wechselnd besetzt. Mal waren es Hexen, mal waren es Ketzer und Andersgläubige, immer wieder die Juden, aber auch Homosexuelle, Farbige oder einfach Ausländer bekamen die Rolle der bösen Außenseiter aufoktroyiert. Einer der derzeitigen Bösen ist eine eigentlich recht schwache Kreatur: der aussterbende Raucher.

Am Anfang war die Vernunft

RaucherZu Beginn der Antiraucherkampagnen herrschte noch die Vernunft, die Nichtraucher hatten sehr gute und schlagende Argumente für ihre Forderungen. So würde selbst ein passionierter Raucher zustimmen, dass es sinnvoll ist, in öffentlichen Gebäuden, Verkehrsmitteln und Veranstaltungsorten das Rauchen zu verbieten, da die Nichtraucher ja schließlich keine Alternative haben. Und so haben selbst die Raucher bei den Volksabstimmungen durchaus selbst für Rauchverbote gestimmt.

Zunehmende Emotionalisierung

Bei der Entscheidung, ob und unter welchen Bedingungen in Kneipen und Restaurants geraucht werden darf, zeigte sich schon eine Zunahme der Emotionen. Die Forderung nach kategorischen Verboten wurde immer emotionaler angebracht, die sachlichen Gegenargumente immer weniger angehört, der Dialog versickerte immer mehr. Es bildeten sich Lobbys, die auch begannen, ein richtiges Feindbild aufzubauen, welches schon in Richtung moralische Verurteilung und Ächtung der verbliebenen Raucher geht.

Radikalisierung: Die USA machen es vor

Mittlerweile sind in den Vereinigten Staaten sachliche Argumente schon völlig ins Hintertreffen geraten, es gilt nur noch, den erklärten bösen Feind auszurotten. So wird schon das Rauchen im Freien zunehmend mehr eingeschränkt beziehungsweise verboten, und es gibt auch schon erste Präzedenzfälle, die das Rauchen in der eigenen Wohnung untersagen.

Exemplarische Bedrohung der individuellen Rechte und Freiheit

Man mag über das Rauchen denken, wie man will, aber diese zunehmende Einschränkung der Rechte der Raucher stellt auch eine Bedrohung der anderen Bürger dar. Wenn der Staat beginnt, dem Bürger derart umfassend vorzuschreiben, was er in seinen eigenen vier Wänden mit einem legalen Genussmittel tun darf und was nicht, sollten alle aufhorchen. Die individuelle Freiheit ist ein wichtiges Gut und sollte nur soweit beschnitten werden, wie es für das Allgemeinwohl unumgänglich ist.

Die Hexenjagd während der Prohibition des Alkohols hat nur zur Kriminalisierung geführt und eine traurige Bilanz vorzuweisen – dieser Fehler muss ja mit dem Tabak nicht unbedingt wiederholt werden. Und wer weiß, wer dann als nächstes auf die Liste der Hexenjäger kommt….