Kaum kann man sich heute noch daran erinnern, dass man früher einmal nur über das Festnetztelefon erreichbar war. Die ganz modernen Menschen stiegen dann beim Fax ein, es folgte die Email. Da es aber so etwas wie eine Flatrate noch nicht gab, hat man nur ein oder zwei Mal pro Tag in seiner Mailbox nach geschaut, um die teuren Verbindungskosten zu sparen.
Das alles hat sich natürlich schon längst geändert, Email, Handy, Messengersysteme und Skype sorgen dafür, dass der Mensch heutzutage quasi rund um die Uhr erreichbar ist. Zumindest kann man ihm eine Nachricht oder SMS schicken, wenn man in persönlich per Telefon oder Chat nicht erreicht.
Einerseits ist das natürlich wunderbar. Keine langen Wartezeiten auf womöglich wichtige Informationen mehr, die letzten Neuigkeiten in Echtzeit, immer bestens informiert und auf dem Quivive. Nie wieder ein Ereignis oder eine Chance verpassen, weil man zu spät davon gehört hat. Weltweit kann man mit Freunden oder der Familie leicht Kontakt halten, sich schreiben, über das Internet telefonieren und sich aktuelle Fotos schicken, ohne lange auf Briefe warten zu müssen. Ist doch wirklich toll!
Selbstverständlich gibt es auch eine Kehrseite der Medaille. Die Einfachheit der elektronischen Kommunikation führt leider auch zu einem absoluten Verfall, was den Informationsgehalt der Nachrichten angeht. Jeder teilt jedem jede noch so unwichtige Kleinigkeit mit, und man muss zumindest die Zeit aufwenden die man braucht, um das zu erkennen. Wenn man sich einmal die über Facebook oder Twitter verbreiteten sogenannten Nachrichten ansieht, kommt man sehr schnell zu dem Schluss, dass man auf einen Großteil davon problemlos verzichten könnte.
Und zudem kommen die Nachrichten und Kontaktversuche nicht mehr nur zu bestimmten Zeiten, sondern rund um die Uhr. Früher war es üblich, nicht vor oder nach einer bestimmten Uhrzeit anzurufen – man wollte die anderen Menschen nicht in ihrer Freizeit stören und respektierte ihre Privatsphäre. Mittlerweile wird es immer schwierige, diese Privatsphäre aufrecht zu erhalten.
Hat man vergessen, sein Handy oder die Emailsoftware auf stumm zu schalten, so kann es passieren, dass man auch mitten in der Nacht durch das akustische Signal einer eingegangenen Nachricht geweckt wird. Irgendwo auf der Welt ist es immer Tag, oder ein einsamer Nachtarbeiter langeweilt sich und braucht ein wenig Unterhaltung.
Das alles wäre ja gar nicht so schlimm. Man könnte die nächtlichen Nachrichten bis zum Morgen ignorieren und sich nur mit denen befassen, die auch wirklich interessant und wichtig sind. Ein guter Spamfilter kann zudem die unerwünschte Flut an Junkmails effizient reduzieren.
Was es so schwer macht, mit der ständigen Erreichbarkeit umzugehen, ist die Erwartungshaltung, die die Sender der Nachrichten haben. Aus der Tatsache der Erreichbarkeit leiten sie den Anspruch ab, man müsse nun aber auch prompt reagieren – und sie sind erbost, wenn man es nicht tut.
Vielleicht sollten sich alle wieder klar machen, dass allein die Erreichbarkeit rund um die Uhr nicht die Pflicht beinhaltet, auf jede noch so läppische Nachricht sofort zu reagieren. Jeder hat das Recht, seine Privatsphäre selbst zu definieren und zu entscheiden, was er wann wem mitteilt oder ins Netz stellt, und ob und wann er auf eingehende Nachrichten reagiert.
Vielleicht verschwindet dann wieder der etwas traurige Anblick zweier Menschen, die sich zwar direkt gegenüber sitzen, aber sich nicht miteinander unterhalten, sondern damit beschäftigt sind, ihre weltweit gerade erhaltenen Nachrichten mit ihrem Smartphone zu beantworten…..
PS: Etwas in eigener Sache – Ich habe mir gerade einen eigenen Pizzaofen gekauft und bin bisher sehr zufrieden. Für alle, die gerne Pizza essen, kann ich das nur empfehlen.